Die Sportgeschichte unserer Gemeinde ist in all ihren Zeiten und Gesellschaftsepochen mit den Turnvorbildern Friedrich Ludwig Jahn (1778-1852) und Karl Friedrich Friesen (1784-1814, gefallen als „Lützower Jäger") verbunden. F. L. Jahn prägte das Wort „Turnen" sowie eine neuartige Gymnastik und erweiterte die „bürgerliche Sportauffassung für Schulen" von Johann Christoph Friedrich Guts Muths und Gerhard Ulrich Vieth (beide 1759-1830). Während der napoleonischen Fremdherrschaft verband Jahn mit Friesen eine treue Freundschaft. Beide entwickelten in dieser Zeit Sportprogramme für das Fechten, Schwimmen und Pferdeturnen, waren Wegbereiter der deutschen Burschenschaft sowie der Turnbewegung und traten 1813 ins „Freikorps Lützow" ein.
Nach dem „Deutschen Krieg 1866" gründete sich die „Deutsche Turnerschaft (DT)". Durch den „Wehrgedanken" und auch die Erinnerung an die sportlichen Ziele des „Turnvater Jahn" gewann nach der „Reichsgründung 1871“ diese DT an überragender Bedeutung. Nachdem der Sportunterricht an den Schulen obligatorisch wurde, wollten auch in unserer Gemeinde Menschen der „älteren Generationen" aktiv Sport treiben. Demzufolge, vielleicht im Vergleich zu anderen Orten etwas spät, wurde 1885 in Weinböhla der Sportverein mit dem Namen „Turn- und Sportverein 1885 e.V. (TuS)" im Rahmen des DT gegründet. In bürgerlichen Volksschichten erfreute sich der TuS einer großen Beliebtheit. Das Turnen und die allgemeinen Leibesübungen standen im Vordergrund. Als Symbol setzte sich auch das „Turnerkreuz" von H. Felsing (Darmstadt) mit dem von F. L. Jahn geschaffenen Wahlspruch mit den vier „F" (frisch, fromm, fröhlich, frei) durch.
Als erste Turnstätte wurde der Saal des Pfeilschen Gasthofes genutzt. Leider durften während des „Sozialistengesetzes" (1878-1890) auch in Weinböhla „Nichtbürgerliche" im DT bzw. TuS nur bedingt Mitglied werden.
1898 konnte an der neuerbauten Schule (damalige Kaiserstraße) eine Turnhalle übergeben werden, die einen deutlichen Niveausprung für das schulische Turnen und den TuS erbrachte. Trotzdem wurden zu diesem Zeitpunkt äußerst viele Sportveranstaltungen sowie selbst die Übungsstunden im Freien auf dem Schulhof oder auf dem Sportplatz an der Turnerhöhe (gegenüber der Schweizerhöhe) durchgeführt.
Durch krasse Meinungsverschiedenheiten und einer bürgerlichen Dominanz in der Leitung kam es 1908 zu einer Abspaltung der Arbeitersportler vom TuS. Nachdem schon im gleichen Jahr die Vereine „Arbeitersänger" und „Arbeiterradfahrer" entstanden, gründete sich der „ATSV Weinböhla u.U." (Arbeitersportverein Weinböhla und Umgebung) mit dem seit 1883 bestehenden „Arbeiterturnerbund (ATB)" als Dachverband. Auch im Abzeichen unterschied sich der Arbeiterturner und Sportler vom DT.
Da die 126 Turner die Schulturnhalle nicht nutzen durften, baute sich der ATSV unterstützt von den streikenden Arbeitern des Steingut- und Glaswerkes 1909 eine eigene Übungshalle (später das „Untere Kino"), die gleichzeitig auch für andere Veranstaltungen der Arbeitersportler genutzt wurde.